In der deutschen Wirtschaft mehren sich die Krisensignale. Die Industrie verbucht deutlich weniger Neugeschäft und einen stärkeren Auftragsrückgang als erwartet. Und auch vom Privatkonsum sind aktuell kaum Wachstumsimpulse zu erwarten. Die Stimmung im Einzelhandel und unter Verbrauchern hat sich weiter verschlechtert.
In der Industrie ist nach zwei Anstiegen in Folge der Auftragseingang im August unerwartet deutlich gesunken. Die Zahl der Bestellungen fiel im Monatsvergleich um 5,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Wenn die Großaufträge herausgerechnet werden, haben die Unternehmen 3,4 Prozent weniger Bestellungen erhalten.
Allerdings wurde der Auftragseingang im Vormonat Juli nach oben revidiert. Er ist demnach um 3,9 Prozent im Monatsvergleich gestiegen, nachdem zuvor nur ein Anstieg um 2,9 Prozent gemeldet worden war.
Analysten hatten einen Dämpfer beim Auftragseingang erwartet, nach den Anstiegen im Juni und Juli. Sie waren im Schnitt aber nur von einem Rückgang um 2,0 Prozent im Monatsvergleich ausgegangen.
Sinkende Erlöse in der Autoindustrie
Die Absatzschwäche der deutschen Autobauer hat sich im ersten Halbjahr auf die Umsätze der Branche niedergeschlagen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gingen die Erlöse des wichtigsten deutschen Industriezweigs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal, also nicht bereinigt um Preiseffekte, um 4,7 Prozent auf 269,5 Milliarden Euro zurück. Im Vorjahreszeitraum hatten Autohersteller auch wegen gestiegener Preise mit 282,6 Milliarden Euro nominal noch einen Rekordumsatz verbucht.
Geschäftsklima-Index für den Einzelhandel sinkt
m deutschen Einzelhandel hat sich die Stimmung nach Angaben des Ifo-Instituts weiter verschlechtert. Vor allem Auto- und Möbelhändler sehen ihre Geschäftslage laut der September-Erhebung der Münchner Wirtschaftswissenschaftler ungünstig. Der Geschäftsklima-Index für den Einzelhandel insgesamt sank von minus 23,1 Punkten im August auf minus 25,6, wie das Ifo-Institut mitteilte.
"Verbraucherinnen und Verbraucher sind verunsichert, was das wirtschaftspolitische Umfeld angeht", sagte Ökonom Patrick Höppner. "Das lässt für das restliche Jahr 2024 keine dynamische Entwicklung bei den privaten Konsumausgaben mehr erwarten." Dementsprechend deutet die monatliche Umfrage darauf hin, dass die Preise im Einzelhandel in den kommenden Monaten nicht allzu stark steigen werden.
Einzelhandelsverband: Verbraucherstimmung setzt Abwärtstrend fort
Der Einzelhandelsverband HDE verweist darauf, dass sich die seit Monaten anhaltende Abwärtsbewegung der Verbraucherstimmung im Oktober fortgesetzt habe. Das aktuelle Konsumbarometer sei den vierten Monat in Folge zurückgegangen. In den letzten Monaten des Jahres werde vom privaten Konsum voraussichtlich kein Wachstumsimpuls ausgehen.
Da die Anschaffungsneigung der Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vormonat steige, ist aus Sicht des Handelsverbands Deutschland (HDE) in den kommenden Wochen und Monaten mit einer minimalen Konsumausweitung zu rechnen. Gleichzeitig planten die Verbraucher aber, ihre Sparanstrengungen zu intensivieren.
Bundesregierung korrigiert Wachstumsprognose nach unten
Die neue Konjunkturprognose der Bundesregierung fällt nach einem Medienbericht schlechter aus. Die Ampel-Koalition erwartet auch für dieses Jahr eine sinkende Wirtschaftsleistung, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Ursprünglich hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für 2024 mit einem leichten Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozent gerechnet - nun werde ein Minus von 0,2 Prozent erwartet. Habeck will die neue Prognose am Mittwoch in Berlin vorstellen.
Der Schritt kommt nicht überraschend, denn auch die großen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Erwartungen nach unten korrigiert. Sie rechnen für dieses Jahr mit einem Minus von 0,1 Prozent. Grund ist vor allem Unsicherheit bei Unternehmen und Bürgern.
Das nach wie vor hohe Zinsniveau bremst Investitionen, Firmen sind wegen der volatilen wirtschafts- und geopolitischen Lage vorsichtig, private Haushalte legen ihr Einkommen vermehrt auf die hohe Kante statt in Wohneigentum oder Konsum zu investieren.
(Jürgen Krämer, dpa-AFX, Carsten Hoefer und André Stahl, beide dpa)
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