Wirtschaft

In prächtiger Uniform, mit Zweispitz und Degen, versah der Königliche Brandversicherungsinspektor von 1852 bis 1910 seinen Dienst als Gebäude- und Schadenschätzer. (Foto: Versicherungskammer Bayern)

27.05.2011

Versicherer der Region

200 Jahre Versicherungskammer Bayern

Die Erfolgsgeschichte der Versicherungskammer Bayern (VKB) beginnt mit der Gründung der „Allgemeinen Brandversicherungsanstalt“ im Jahr 1811, in der alle Brandversicherungsanstalten zusammengefasst wurden. Denn der Ursprung der öffentlich-rechtlichen Versicherung liegt in Deutschland in der Gebäudebrandversicherung. „Es soll eine Anstalt für das ganze Reich seyn“, erklärte König Maximilian I. Joseph zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dieser Auftrag zur „Centralisirung“ war schließlich die Geburtsstunde des heutigen Konzerns Versicherungskammer Bayern.
Am 1. Oktober 1811 nahm die „Allgemeine Brandversicherungsanstalt“ ihre Geschäfte auf. Heute ist sie in Bayern unter dem Namen Bayerische Landesbrandversicherung bekannt und eines von 15 Versicherungsunternehmen des Konzerns VKB. Bereits zehn Jahre später, 1821, versicherte die „Allgemeine Brandversicherungsanstalt“ knapp eine Million Gebäude im rechtsrheinischen Bayern. König Ludwig II. verfügte 1875 per Erlass, dass die bisher regional geführten Verwaltungen zur „Königlichen Brandversicherungs-Kammer“ zusammengelegt und in die Verwaltung des Innenministeriums als zentrale Staatsbehörde überführt wurden.
Dieses Gesetz ist ein wichtiges Datum in der Geschichte des öffentlichen Versicherungswesens in Bayern. Denn obwohl diese neue Behörde zunächst nur für die Verwaltung der Landesbrandversicherungsanstalt bestimmt war, vereinigte sie von Beginn an und im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Anstalten – beispielsweise die Bayerische Landeshagelversicherungsanstalt, sie war weltweit die erste öffentlich-rechtliche Hagelversicherungsanstalt, und die Viehversicherungsanstalt – unter ihrem Dach. Die Pfälzische Brandversicherungsanstalt – seit 1816 gehörte die Pfalz als Rheinkreis zu Bayern – vereinigte sich 1890 mit der Anstalt im rechtsrheinischen Bayern. 1896 wurde die „Königliche Brandversicherungs-Kammer“ in „Königliche Bayerische Versicherungskammer“ umbenannt.

Ausweitung
des Tätigkeitsfelds


Sie sorgte für versicherungswirtschaftliche und soziale Impulse und ist so ein Musterbeispiel dafür, wie sehr der Versicherungsgedanke eines der großen und bestimmenden Leitbilder des späten 19. Jahrhunderts geworden ist. Als erster Präsident prägte Matthäus von Jodlbauer die Geschicke der „Königlichen Brandversicherungs-Kammer“. Er leitete sie bis zu seinem Tod im Jahr 1890.
Mit dem Ende der Monarchie in Bayern im November 1918 strich die Versicherungskammer das „Königliche“ aus ihrem Namen und wurde zur „Bayerischen Versicherungskammer“.
In den 1920er Jahren dehnte die Bayerische Versicherungskammer ihr Tätigkeitsfeld weiter aus. 1921 wurde der Bayerische Versicherungsverband gegründet, der alle Zweige der Schaden- und Unfallversicherung umfasste. Ein Jahr später folgte die Gründung der Bayern-Versicherung. 1926 wurde als „Krankenkasse für Staatsbeamte“ die Bayerische Beamtenkrankenkasse aus der Taufe gehoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Währungsreform vollzog sich für die Versicherungskammer ein stetiger Wandel von der verwaltenden Staatsbehörde hin zu einem modernen Wirtschaftsunternehmen.
In seiner 20-jährigen Dienstzeit gelang es Präsident Rudolf Herrgen, ab 1946 die nunmehr 16 Versicherungs- und Versorgungsanstalten neu aufzubauen, zu konsolidieren und auf einen gesunden Wachstumskurs zu bringen. Besonders ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erlebte die Versicherungskammer ein stattliches Wachstum. 1978 versicherte der Bayerische Versicherungsverband 500 000 Kraftfahrzeuge und die Bayerische Landesbrandversicherung verwaltete 1980 rund 2,5 Millionen versicherte Einzelgebäude in Bayern und der Pfalz.
Anfang der 1990er Jahre begann sich die Bayerische Versicherungskammer auf die schwieriger werdenden Marktbedingungen einzustellen. Es galt den künftigen Entwicklungen auf dem Versicherungs- und Dienstleistungssektor durch die Liberalisierung des EG-Binnenmarkts zu begegnen sowie den Wegfall des Monopols der Landesbrandversicherung zum 1. Juli 1994 zu meistern. Seit 1811 hatte dieses Bannrecht für das Gebäudefeuerrisiko bestanden.
Im Mai 1994 traf der Ministerrat die Grundsatzentscheidung, dass sich der Freistaat vollständig aus den Versicherungsunternehmen der Bayerischen Versicherungskammer zurückzieht. Das Gesetz zur Neuordnung der Rechtsverhältnisse der öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten des Freistaats besiegelte den Verkauf der Versicherungskammer durch den Freistaat an den Bayerischen Sparkassen- und Giroverband sowie den Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz für 2,49 Milliarden Mark.
Dies war die größte Finanztransaktion in der Geschichte der damals 104 bayerischen und 37 pfälzischen Sparkassen. Der Erlös kam der Initiative „Offensive Zukunft Bayern“ zugute und wurde zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, zur Stärkung der sozialen Infrastruktur, für den Umweltschutz und die Kulturförderung investiert.
Zum 1. Juli 1995 trat die Holding Versicherungskammer Bayern an die Stelle der bisherigen Bayerischen Versicherungskammer. Als erster Vorstandsvorsitzender stand Heinz Prokop vor der großen Herausforderung, diese neu aufzubauen und zu einem wettbewerbsfähigen und leistungsfähigen Versicherungskonzern zu machen, der im europäischen Versicherungsmarkt bestehen konnte. 1997 nahm die Versicherungskammer Bayern Konzern-Rückversicherung AG ihre Tätigkeit auf. Mit der Umwandlung der Bayern-Versicherung in eine Aktiengesellschaft und ihrer Eingliederung in den Konzern im Jahr 1999 wurde die Neuordnung vollendet.

Erfolgsgarant:
Die Beratungsqualität


Mitte 1999 beschlossen die Aufsichtsgremien der beiden öffentlichen Krankenversicherer, Bayerische Beamtenkrankenkasse AG (München) und Union Krankenversicherung AG (Saarbrücken), die beiden Unternehmen in eine Holding einzubringen und zu einer gemeinsamen Krankenversicherungsgruppe weiterzuentwickeln. Die Zusammenführung wurde zum 1. Januar 2000 unter der Zwischenholding Consal Beteiligungsgesellschaft AG vollzogen. Die Krankenversicherungsgruppe ist heute bundesweit die siebtgrößte in Deutschland. Seit 2001 agiert auch die neu gegründete Union Reiseversicherung AG unter diesem Dach.
2002 übernahm der Konzern Versicherungskammer Bayern die Saarland-Versicherungen AG, 2004 die Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG und die Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AG sowie 2005 die Ostdeutsche Versicherung AG. 2007 wurden zusammen mit der BayernLB und der MKB Bank Zrt. für die Sparten Komposit und Leben zwei Versicherungsgesellschaften in Ungarn gegründet.
Seit 2005 steht Friedrich Schubring-Giese als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Konzerns Versicherungskammer Bayern. Als Erfolgsgaranten sieht Schubring-Giese in erster Linie die Produkte der VKB sowie die Beratungsqualität, gleichzeitig aber auch das Geschäftsmodell der Versicherungskammer Bayern als Versicherer der Regionen. „Damit“, so Schubring-Giese, „sind wir in Bayern, der Pfalz, dem Saarland und in Berlin/Brandenburg sehr gut aufgestellt.“
Seit der Privatisierung kann die VKB auf ein stetiges Wachstum zurückblicken. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen in den letzten 15 Jahren von knapp zwei auf über sieben Milliarden Euro. Der Kapitalanlagenbestand verdreifachte sich von 12,2 auf 37,6 Milliarden Euro und die Anzahl der Mitarbeiter verdoppelte sich von knapp 3000 auf heute rund 6500. Damit liegt der Konzern als größter öffentlicher Versicherer bundesweit auf Platz 8 der Erstversicherer. Als Regionalversicherer ist die Versicherungskammer Bayern Marktführer in Bayern und der Pfalz. (Friedrich H. Hettler)

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