Wirtschaft

Bambergs Landrat Johann Kalb präsentiert die Jeans, die Löb Strauß aus Buttenheim erfunden hat. (Foto: Wraneschitz)

04.11.2016

Viele weltbewegende Erfindungen kommen aus Franken

Metropolregion Nürnberg in Siegerpose: Neue Kampagne mit Alltagshelden gestartet

Die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) hat Platz für Alltagsheldinnen genauso wie für Meister: Das stellt der Marketingverein in der neuen Kampagne „Platz für…“ dar. Doch wer weiß schon, welch weltbewegende Dinge Franken früher erfunden haben? Beispiele waren jetzt auf der Verbrauchermesse Consumenta zu bestaunen.

„Die Hälfte der Welt nutzt Schukostecker“, weiß Stefan Schlutius. Die sichere Stromversorgung im Haushalt wäre kaum denkbar ohne die Erfindung von Albert Büttner, der im Jahre 1930 das Patent DE 489003 D zuerkannt wurde. Dessen Initialen und der Geschäftssitz Lauf an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land) sind heute noch im Firmennamen ABL Sursum zu finden; Geschäftsführer Schlutius ist quasi der Nachnachfolger des Unternehmers.

Heute liefert ABL Sursum nicht mehr nur Schukostecker, sondern hat sich stark der „aus Asien getriebenen Elektromobilität“ verschrieben. Ob Smart oder BMW, für viele Marken produziert die Laufer Firma Ladesäulen für E-Mobile. „Wer in der Metropolregion elektrisch fährt, kommt an uns nicht vorbei“, sagt Schlutius.

Buttenheims „Levi’s“: Einige Jahre später, genau 1934, haben die Buttenheimer festgestellt: „Das Geburtshaus von Löb Strauß steht ja noch.“ Heute ist hier ein Museum, das sogar mit einer Europäischen Auszeichnung versehen ist: „Von den Goldgräberlagern auf die Laufstege dieser Welt“ hat es Löb Strauß’ Erfindung geschafft, wie es Bambergs Landrat Johann Kalb (CSU) ausdrückt. Er ist selbst oft in jenen Baumwollhosen mit Nieten zu sehen, die der 1847 ausgewanderte Buttenheimer als „Levi‘s 501“ auf den Markt brachte. Für Landrat Kalb „wohl das meistgetragene Kleidungsstück der Welt“. Vom Riesenexemplar, in das gleich zwei Menschen passen, über handbemalte Unikaten weltbekannter Künstler bis zu Angela Merkels Privatjeans ist heute im Levi-Strauß-Museum vieles zu sehen.

Ein Weißkopf aus Leutershausen: Ebenfalls nach Amerika ausgewandert und dort erfolgreich war Gustav Weißkopf aus Leutershausen bei Ansbach. Auch wenn es die Verantwortlichen des Deutschen Museums in München bis heute nicht so recht wahrhaben wollen, dass nicht die Gebrüder Wright die ersten waren: „17 000 Zeugen haben unterschrieben, dass Gustave Whitehead am 14. August 1901 den ersten bemannten Motorflug mit sanfter Landung nach einer halben Meile gelang.“ Darauf beharrt Hans-Günter Adelhardt von der Flughistorischen Forschungsgemeinschaft. Und sogar die Technik des Modells 21B (Einflügler, Motor vorne) habe sich durchgesetzt beim Motorflug, und nicht das Doppeldeckerprinzip der Wrights mit dem Motor hinten, so Adelhardt mit untypisch-fränkischem Stolz.

Tiefe Töne aus Bubenreuth:
Eher verwundert war der Bubenreuther Walter Höfner, als Anfang der 1960er Jahre ein Auftrag über 1000 Bässe des Typs 500/1 ins Haus flatterte. Der Gitarrenbauer war kleinere Mengen gewohnt. Der Grund war „Beatle“ Paul McCartney, der mit diesem „Bass in Gambenform“ die Mädchen weltweit zum Kreischen brachte. „Noch heute spielt Paul einen solchen Bass, Baujahr 1963“, erzählt Franz Gembala vom Verein Bubenreutheum, und auch, dass dieser „Beatlesbass“ wohl ein Grund war, warum die Musikinstrumentenbauer aus dem Ort zwischen Erlangen und Forchheim bis heute Weltruhm genießen.

Die Glaskugel-Prinzessin:
Aus dem nördlichsten Zipfel der EMN, aus Lauscha in Thüringen, stammt die möglicherweise glänzendste fränkische Erfindung: „In unserer Glasbläserstadt liegt die Wiege der Glas-Christbaumkugel“, erläutert Laura Leopold. Schärpe und Krone weisen sie als „Lauschaer Glas-Prinzessin“ Laura II. aus. „Wir leben grenzenlos fränkisch“, ergänzt im dazu passenden Dialekt Christine Zitzmann, die Landrätin des Kreises Sonneberg. Sie hatte bekanntlich vor drei Jahren einen Wechsel ihres Landkreises nach Bayern ins Gespräch gebracht. Der Beitritt zur EMN könnte der erste Schritt gewesen sein, historisch Gewachsenes wieder zusammen zu bringen.

Franken können nervig sein: Doch Franken waren nicht nur in der Vergangenheit erfinderisch. Ein weltbekanntes Beispiel: Das Bobby Car, laut Alexandra von Johnston-Schöner „der Volkswagen der Kinderwelt seit 1972“, stammt aus Fürth. 19 Millionen Exemplare wurden bisher verkauft. Weil „nahezu unkaputtbar“ nerven die meisten bis heute Eltern weltweit, werden aber trotzdem an die nächste Generation weitervererbt, so die PR-Frau des Herstellers Simba-Dickie.

Erfolgreich werden will auch die Firma „Modern Products“ aus Weißenburg am südlichen Ende der EMN. Schwebende Kleiderstangen oder dreidimensionale Sandfiguren produziert Herbert Steingärtners Unternehmen in Deutschland. „Viel Biss“ hat nicht nur das Sandkrokodil aus der patentierten 3D-Form: Offensichtlich ist der Durchsetzungswille überall in der EMN verbreitet. Auch wenn Franken bisher damit nicht groß prahlen. Aber vielleicht ändert das ja die Kampagne „Platz für…“ jetzt nachhaltig.
(Heinz Wraneschitz)

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