Der Lada Niva ist ein beliebtes Geländefahrzeug in der Land- und Forstwirtschaft – auch in Bayern. Vor allem in den bergigen Regionen des Freistaats ist das robuste und vor allem kostengünstige Fahrzeug verbreitet. Doch wie sieht es angesichts des Ukraine-Krieges und der Sanktionen gegen Russland mit der Ersatzteilversorgung aus?
„Noch sind die fünf Zentrallager in Deutschland voll. Wie es dann weitergeht, kann derzeit niemand sagen“, erläutert Oliver Falk Herchenbach, Geschäftsführer von OFH Automobile in Schnaittach (Landkreis Nürnberger Land). Er hat sich mit seinem Autohaus auf den Verkauf und die Reparatur von Fahrzeugen der Marken Lada und Suzuki spezialisiert. „Über kurz oder lang werden alle Autohersteller Lieferkettenprobleme bekommen, nicht nur Lada“, prognostiziert Herchenbach. Nur bei japanischen Autos sieht er weniger Schwierigkeiten. „Denn die stellen zu 80 Prozent alles, was sie für ihre Fahrzeuge brauchen, im eigenen Land her“, so Herchenbach. Vom Lada-Mutterkonzern, der französischen Renault Group war zur Ersatzteilversorgung leider nichts zu erfahren.
Auch Lebensmittelbereich betroffen
Aber nicht nur im Automobilsektor gibt es Probleme wegen der Russland-Sanktionen. Auch der Lebensmittelbereich ist betroffen. So haben etwa die im Volksmund als russische Supermärkte bezeichneten Mix Märkte russische Waren aus ihrem Sortiment genommen. „Unsere Teigtaschen Pelmeni werden in Nürnberg produziert, der Frischkäse Tworog – eine slawische Spezialität – kommt aus Polen, die gezuckerte Kondensmilch Sgushenka wird in Holland produziert, das Milcherzeugnis Rjazhenka kommt aus Litauen, die russischen Würste werden in Bayern produziert, Bier stammt von der dänischen Carlsberg Brauerei oder von Anheuser-Busch und unser Gebäck und die Süßigkeiten werden in der Ukraine produziert“, heißt es in einer Stellungnahme der Monolith Gruppe (Jahresumsatz 430 Millionen Euro) aus dem baden-württembergischen Herrenberg, die in Deutschland rund 180 Mix Märkte (in ganz Europa über 330) betreibt – davon über 40 in Bayern. Die Gruppe wurde 1997 in Deutschland von deutschen Gesellschaftern gegründet und hat sich auf den Verkauf ethnischer Lebensmittel spezialisiert. Davon profitiert vor allem die bayerische Kundschaft mit osteuropäischen Wurzeln. Laut Bayerischem Landesamt für Statistik lebten am 30. November 2021 in Bayern 38 316 Personen mit russischer Staatsangehörigkeit und 27 412 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit.
Aber nicht nur für diese Menschen wird es künftig kompliziert bis unmöglich, russische Lebensmittel zu kaufen. Denn immer mehr Lebensmittelhändler in Deutschland verbannen russische Produkte aus ihren Regalen. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Der Handelsriese Rewe etwa kündigte an, er werde für „Rewe und Penny in Deutschland Lebensmittel, die in Russland produziert werden, auf zentraler Ebene auslisten“. Diese Artikel würden nicht mehr bestellt. Noch in den Lagern und Märkten vorhandene Bestände würden aber nicht vernichtet, sondern befänden sich derzeit noch im Verkauf oder würden im Laufe der Zeit den Tafel-Organisationen oder ähnlichen Initiativen zur Verfügung gestellt.
Es wird teurer
Das ist gut so, denn wegen der steigenden Energiepreise dürften bald auch die Nahrungsmittel hierzulande teurer werden. Dan werden es Menschen, die auf die Lebensmitteltafeln angewiesen sind, noch schwerer habe. Gerade die energieintensive Düngerproduktion wird unweigerlich zu Preissteigerungen führen.
Positiv ist jedoch, dass Bayern in keine Weizenknappheit rutscht, wenn die Ukraine als Weizenlieferant ausfällt. „Der Selbstversorgungsgrad von Weizen in Bayern beträgt 117 Prozent. Folglich erzeugen wir in Bayern deutlich mehr als benötigt wird“, sagt Pressechef Franz Stangl vom bayerischen Ernährungs-, Landwirtschafts- und Forstministerium.
Allerdings werden sich Stangl zufolge die weltweiten Weizen-Warenströme verändern. Denn fast 30 Prozent des weltweit gehandelten Weizens kommen aus der Ukraine und Russland. Und es steht zu befürchten, dass die Preissteigerungen insbesondere die Ärmsten der Armen treffen wird und der Hunger auf der Welt dadurch deutlich zunehmen wird. „Denn Hauptimporteure von Weizen aus den beiden Ländern sind Länder Nordafrikas, die Türkei sowie asiatische Länder“, so Stangl.
Wie sich die Sanktionen gegen Russland für bayerische Nahrungsmittelerzeuger auswirken, kann man im Landwirtschaftsministerium noch nicht sagen. Der Export bayerischer Milchprodukte findet seit vielen Jahren kaum mehr statt, da Russland diese Produkte als Reaktion der EU-Sanktionen wegen der Krim auf ihre Sanktionsliste gesetzt hatte. Insgesamt exportierte die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft im Jahr 2021 nach Russland Waren im Wert von circa 190 Millionen Euro. Wichtigste Produkte sind dabei Fertiggerichte, Hopfen und Bier.
(Ralph Schweinfurth)
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